Was stellt ihr euch unter einem Wintertraum vor? Für mich bedeutet das eine großzügige Portion Schnee, eine unberührte Schneedecke und strahlenden Sonnenschein, alles eingebettet in ein perfektes Bergpanorama. Teilt ihr diese Vorstellung? Dann begleitet mich auf meine Schneeschuhtour in den umliegenden Bergen des Kühtais.
Schneeschuhwandern ist für mich als Fotograf im Winter ein absolutes Highlight. Es ermöglicht, die Jahreszeit von ihrer zauberhaftesten Seite zu erleben. Unberührte Schneedecken, lediglich durch einige Tierspuren durchzogen, bieten Motive, die es lohnen, sich mit Schneeschuhen auf den Weg zu machen. Für euch habe ich heute eine wunderschöne, vergleichsweise leichte Tour ausgewählt, die mit atemberaubenden Ausblicken in unsere Bergwelt aufwartet. Besonders lohnenswert ist es, die Tour am späten Nachmittag zu beginnen, um den Sonnenuntergang vom Gipfel aus zu erleben. Doch diese Route ist zu jeder Tageszeit sehenswert. Die letzte Vollmondnacht bot für mein Vorhaben die besten Voraussetzungen, und das alles bei bestem Wetter. Meine Tour führte mich auf den Gipfel des Faltegartenköpfls.
Die Anfahrt von Innsbruck aus erfolgt über das Sellraintal, führt durch das idyllische Kühtai und passiert den Längental Speichersee bis kurz vor Ochensgarten am sogenannten Sattele. Dort befindet sich ein kostenpflichtiger Parkplatz für Tourengeher, Winterwanderer und Schneeschuhfans, die ihr Ziel bei der Feldringalm und Marlstein direkt entlang der Straße haben. Dies bildet den Ausgangspunkt der Tour.
Unsere erste Etappe führt uns zur Feldringalm. Der Winterwanderweg dient gleichzeitig als Rodelbahn, daher ist beim Aufstieg Vorsicht geboten. Wer sich bereits mit Schneeschuhen fortbewegen möchte, hat die Möglichkeit, entweder neben dem Weg im Tiefschnee zu gehen oder die Kehren durch den Wald abzukürzen. Die Alm ist von Mittwoch bis Sonntag bewirtschaftet und bietet eine Einkehrmöglichkeit. Von hier aus eröffnet sich bereits eine wunderschöne Aussicht auf die andere Seite des Inntals und das Mieminger Plateau.
Ab der Feldringalm setzt die Tour ihren Weg fort. Nach einem anspruchsvollen Anstieg erreicht man ein atemberaubendes Hochplateau. Eingerahmt vom Gipfel des Pirchkogels eröffnet sich ein herrliches Panorama über die majestätischen Berge des Kühtais. Die Kristalle der unberührten Schneedecke glänzen im Licht der tiefen Nachmittagssonne und wetteifern um die Aufmerksamkeit. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird klar, warum eine Schneeschuhtour der Seele so wohltuend ist.
Vom Hochplateau aus ist es noch etwa 30 Minuten bis zu unserem Ziel, dem Faltegartenköpfl. Bereits aus der Ferne strahlt das neue Gipfelkreuz in der Sonne und weist uns den Weg. Man erreicht den Gipfel über die Rückseite, entlang des Grats bis zum Kreuz. Die sich bietende Aussicht ist schlichtweg atemberaubend. Direkt unter uns erstreckt sich das Inntal mit Blick auf Stams und das Stift. Gegenüber liegen das Mieminger Plateau und der imposante Tschirgant. Auf der anderen Seite erstrecken sich das Kühtai und der Eingang ins Pitztal. Die Sonne neigt sich bereits tief, und der Sonnenuntergang steht kurz bevor – ich bin perfekt im Zeitplan. Nach dem Genuss der großartigen Ausblicke baue ich mein Stativ auf und warte darauf, dass die Sonne hinter dem Horizont der zahlreichen Gipfel untergeht. Die Belohnung ist ein nahezu unwirkliches Abendrot. Hinter mir ist bereits über dem Inntal der Vollmond aufgegangen und schafft einen beeindruckenden Kontrast. Ein wundervoller Moment, der bleibende Erinnerungen schafft. Doch ich lasse einfach die Bilder für sich sprechen.
Der Abstieg erfolgt entlang derselben Route. Der Vollmond erhellt den Weg wunderbar, da der reichlich vorhandene Schnee das Mondlicht effektiv reflektiert. Dennoch ist eine Stirnlampe unerlässlich. Das Vollmondlicht bietet zudem erneut großartige Fotomotive. Der Abstieg dauert etwa 2,5 Stunden, wobei genügend Zeit für Pausen und Fotos eingeplant werden sollte. Es ist wichtig zu beachten, dass die Feldringalm montags und dienstags geschlossen ist, daher sollte ausreichend Verpflegung mitgeführt werden. Aufgrund der Lage ist die Schneeschuhtour kaum lawinengefährdet (eine Einschätzung ist aber auch hier wie überall im freien Gelände erforderlich) und somit auch für Anfänger sehr gut geeignet.
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