Die zentralen Figuren des Schemenlaufens sind die Roller und Scheller, die jeweils ein faszinierendes Paar bilden. Der Roller präsentiert eine jugendlich-weibliche Maske ohne Falten, die mit kunstvollen Blumen verziert ist, und einen Kopfschmuck, den "Schein", in dessen Mitte sich ein Spiegel befindet – möglicherweise zur Dämonenabwehr. Als charakteristisches Merkmal trägt der Roller das „Gröll“ um die Hüften, einen mit 40 bis 48 Rollen besetzten Ledergurt, ähnlich denen an Pferdeschlitten. Sein Gegenpart, der Scheller, trägt eine streng dreinblickende Maske mit tiefen Falten und einen imposanten barocken Schnauzbart. Sein Kopfschmuck ist größer und verfügt ebenfalls über einen Spiegel und einen Eibenkranz. Um seine Hüften trägt er das „Gschall“, einen bis zu 38 kg schweren Gurt mit vier bis acht handgeschmiedeten Kuhschellen.
Die Tanzbewegungen der beiden wirken eigenartig und dennoch graziös. Der Scheller versucht, alle Klaffl (Schwengel der Schellen) in eleganter Weise bis zum Anschlag nach oben zu bringen, um nicht als "Busserant" zu gelten, der angeblich nie "derlernt" hat. Kennern ist bekannt, dass die rechteckigen Klöpfen anders geschellt werden müssen als die ovalen Kumpfen. Die Eleganz und Sprunghöhe des Rollers sind für ihn relevant; er muss den richtigen „Schlånz“ haben, wie es in Imst heißt. Ein guter Roller kann angeblich noch am Abend nach dem Schemenlaufen vorwärts und rückwärts frei auf einen Wirtshaustisch springen.
Die Deutungen des Tanzspiels, des sogenannten „Gangl“, sind vielfältig. Einige sehen darin eine symbolische Darstellung der Jahreszeiten und ihres Ringens, wobei der mürrische Scheller den zu Ende gehenden Winter repräsentiert, während der fröhliche Roller den beginnenden Frühling verkörpert. Andere betrachten es als bildhafte Darstellung des Generationenkonflikts zwischen Alt (Scheller) und Jung (Roller). Eine dritte Gruppe vermutet im Verhalten der beiden das ewige Wechselspiel von Mann und Frau und deutet sogar einen möglichen Geschlechtsakt hinter den Bewegungen des Paares an.
Das Schemenlaufen wird alle etwa vier Jahre am Sonntag vor dem Unsinnigen Donnerstag (dem letzten Donnerstag vor der Fastnacht) veranstaltet und erstreckt sich von den frühen Morgenstunden bis exakt 18 Uhr. Gemäß einer langjährigen Tradition sind ausschließlich Männer berechtigt, an diesem Spektakel teilzunehmen, wobei sie die Vielzahl von männlichen und weiblichen Charakteren verkörpern. Die Gewänder für die Teilnehmer werden jedoch von den Frauen und Freundinnen übernommen, die damit eine entscheidende Rolle in der Vorbereitung des Festes spielen.