Nicht weit von Innsbruck entfernt bietet sich die Gelegenheit für eine kurze, mystische Wanderung. Der Ausgangspunkt ist Zirl, von wo aus man die berühmte Martinswand und die Kaiser-Max-Grotte erkunden kann. Die faszinierende Geschichte der Sage begleitet einen auf Schritt und Tritt.
Über eine Leiter steige ich auf einen Waldweg hinauf. Auf schmalen Serpentinenwegen führt mich der Pfad durch den Wald, bis ich mich direkt über dem Steinbruch befinde. Der Anblick des Steinbruchs von oben ist beeindruckend, und es ist leicht vorstellbar, wie hier täglich harte Arbeit verrichtet wird. Hier am Rand des Abbaugeländes beginnt der gut ausgebaute Weg, der mich direkt zur Martinswand führt. Der Pfad ist sicher durch Drahtseile gesichert und ausreichend breit. Dank des fehlenden Baumbestands bietet sich ein herrlicher Blick ins Tal. Das warme Abendlicht der untergehenden Sonne verleiht den Felsen einen faszinierenden Glanz. Eine kurze Fotopause ist daher ein absolutes Muss.
Nachdem ich das Ende des Steinbruchs erreicht habe, betrete ich erneut den Wald. Der Pfad windet sich erneut in Zickzack-Bewegungen den Hang hinauf. Es ist zwar ein steiler Aufstieg, jedoch keineswegs erschöpfend, bis ich schließlich vor der majestätischen Martinswand stehe. Der Steig verläuft weiter entlang der Wand. Schwindelfreiheit ist hier auf jeden Fall von Vorteil, da es nun ordentlich steil hinab ins Tal geht. Immer wieder schweift mein Blick hinüber zur gegenüberliegenden Seite, wo die Kalkkögel, die Saile und das Sellraintal in ihrer ganzen Pracht vor meinen Augen liegen.
Nach einer versteckten Kurve enthüllt sich plötzlich die Kaiser-Max-Grotte vor meinen Augen. Über Treppen steige ich die verbleibende Strecke hinauf, als plötzlich ein Kletterer aus der senkrechten Wand herausschaut und mir winkt. Natürlich ergreife ich die Gelegenheit, um ein beeindruckendes Foto festzuhalten. In der Kaiser-Max-Grotte empfangen mich zwei monumentale Kreuze. Eines davon ist in die Grottenwand eingelassen, das andere ragt gefahrlos am Abgrund und überragt die gesamte Szenerie. Die Luft in der Grotte ist feucht, daher ziehe ich mir etwas Wärmeres an und suche mir einen der beiden hölzernen Bänke, um Platz zu nehmen. Ich genieße nun einfach den atemberaubenden Blick auf das Inntal, die Dörfer unter mir und die gegenüberliegende Talseite. Die Berge sind bereits von warmem Sonnenlicht durchflutet. Es wird nicht mehr lange dauern, bis die Sonne hinter ihnen verschwindet.
Allmählich bricht die Dunkelheit herein, und ich habe bewusst die Abendstunden gewählt, um diesen Aufstieg zu unternehmen, in der Hoffnung, ein beeindruckendes Foto in der Dämmerung zu ergattern. Mein Wunsch wird erfüllt. Die Aussicht ist wirklich zauberhaft. Die Lichter in den Häusern erstrahlen, während der Himmel zunehmend dunkler wird. Mein Innsbruck zeigt sich von seiner schönsten Seite. Ein Gefühl der Zufriedenheit durchströmt mich. In der Dunkelheit erinnere ich mich erneut an die Sage, die dieser Grotte ihren Namen verliehen hat.
Kaiser Maximilian war ein passionierter Jäger und widmete sich intensiv der Jagd auf Gemsen. Bei einer seiner Jagdausflüge in diese Gegend verirrte er sich und konnte weder vorwärts noch rückwärts. Er wurde buchstäblich in der Martinswand gefangen und musste in der Grotte auf Rettung warten. Ganze zwei Tage verbrachte er dort. Gemäß der Sage erhielt auch das Dorf Kematen, das sich am Fuße der Martinswand befindet, seinen Namen aufgrund dieses Vorfalls. Der Kaiser flehte um Hilfe, indem er sagte: "wenns denn nur kematen" („wenn sie doch nur kommen würden"), in der Hoffnung, dass ihm geholfen wird. Schließlich wurde Kaiser Maximilian nach zwei Tagen von einem Bauernjungen gerettet. Das Dorf erhielt seinen heutigen Namen Kematen, der Kaiser war gerettet, und weil der Bauernjunge verschwand, dachte man, ein Schutzengel habe den Kaiser aus seiner gefährlichen Situation befreit. Als Dank für die Rettung ließ der Kaiser das große Kreuz in der Grotte errichten, die seitdem als Kaiser-Max-Grotte bekannt ist.
Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen, aber meine Stirnlampe geleitet mich sicher zurück zum Steinbruch. Hier oben eröffnet sich ein bezaubernder nächtlicher Blick auf Zirl, begleitet von einem zarten Hauch des Abendrots im Oberinntal. Die Atmosphäre ist schlichtweg faszinierend. Natürlich zücke ich mein Stativ und halte diesen besonderen Moment für euch fest.
Nach einer kurzen, jedoch äußerst fesselnden Wanderung, habe ich mein Auto wieder erreicht. Die Wanderung kann man auch sehr gut mit dem Bus von Innsbruck aus nach Zirl erreichen.
Abschließend sei erwähnt, dass dieser Pfad wirklich ideal für Einsteiger ist und keinerlei Anstrengungen erfordert. Sicherheit wurde hier höchste Priorität eingeräumt, und der gesamte Pfad ist großzügig abgesichert. Die Ausblicke sind atemberaubend, und man wandelt auf den Spuren des Kaisers.
absolut beeindruckend 🙂 Danke fürs “Mitnehmen”
😍 DANKESCHÖN 😘
wunderschöne Bilder 🙂 Wann hast du die Tour gemacht? Auf der Seite von Innsbruck steht dass der Weg zur Grotte gesperrt ist. Ist das aktuell? Liebe Grüße